Es gibt wieder einen Bauspar-Boom

Gerade bei jungen Leuten hatte Bausparen noch vor nicht allzu langer Zeit einen denkbar schlechten Ruf. Viele von ihnen vertraten die Meinung, Bausparen sei langweilig, unmodern und und eher was für Spießer. Doch diese Zeiten sind vorbei. Angesichts der steigenden Mieten steht das eigene Haus weit oben auf der Wunschliste der Deutschen und Bausparen demnach voll im Trend.

Beim Bausparen zahlt jeder Bausparer einen vorher definierten Betrag in seinen Vertrag ein. Hierdurch wird ein „Topf“ gefüllt, aus dem ein Darlehen an diejenigen Bausparer ausgegeben wird, die dieses für die Finanzierung einer Immobile benötigen. Dieser Topf wird anschließend mit Tilgung und Zinsen wieder gefüllt.

Bausparkassen setzen auf junge Leute

Seit mehreren Monaten buhlen Bausparkassen um die Gunst junger Leute. Um in Zeiten der Krise das eigene Geschäft weiter ankurbeln zu können, werden Jugendliche von den Anbietern mit speziellen Angeboten und Werbekampagnen angelockt. Nach Angaben der Verbandes privater Bausparkassen ist hierzulande jeder vierte Bausparer keine 30 Jahre alt. Die deutschen Bausparkassen legen hierbei Jugendtarife auf, die sich an die Bedürfnisse der neuen Zielgruppe orientieren. In diesem Sinne möchte etwa die LBS die Zusammenarbeit mit den Sparkassen im Vertrieb ausweiten. Dies soll den Kunden etwa durch eine kompetentere Betreuung zugute kommen, die sämtliche Bereiche rund um das Thema Bausparen abdeckt.

Gute Marktlage beschert Anbietern hohe Zuwächse

Heute besitzt jeder zweite Haushalt einen Bausparvertrag. Die aktuelle Marktlage ist für den Abschluss eines Bausparvertrages wie geschaffen. Nicht zuletzt auch aufgrund der aktuellen Zinsen, welche einen historischen Tiefstand markieren. Weil die Schuldenkrise die Nachfrage nach Finanzierungs- und Sparformen ansteigen lässt, dürften diese Anlageprodukte auch in der Gunst junger Kunden steigen. Schließlich ist auch diese Kundengruppe auf der Suche nach mehr Sicherheit und Stabilität.

Wer vor 10 Jahren einen Vertrag abgeschlossen hat, schaut in die Röhre

Die Rechnung der Bausparkassen geht auf: So verbuchte die Branche zuletzt das zweitbeste Jahr in der Geschichte. Von dieser Renaissance profitierte vor allem auch die LBS, die sich bis Ende Juni über einen Kundenzuwachs von knapp 165.000 freuen durfte. Damit verbuchte das Institut gegenüber dem Vorjahr ein sattes Plus von 22%. Zu diesem kräftigen Anstieg haben vor allem jüngere Kunden beigetragen. So konnte der neue Tarif „Junior-Prämie“, der sich an Jugendliche unter 16 Jahren richten, ein Absatzplus von 50% verzeichnen. Thematisch passend gewählt ist hier auch das Motto der Schwäbisch Hall „Werte schaffen Werte“.

Der Ausverkauf wird jedoch spätestens dann beendet sein, wenn die Zinsen wieder nach oben zeigen. Bausparverträge mit Beginn in 2002 haben sich rückblickend aufgrund der damals hohen Zinsen nicht gelohnt. Ein Großteil der damaligen Bausparer verzichtet demnach im Anschluss auf die Zuteilungsreife auf eine Kreditaufnahme. Schließlich kann das Geld heute viel günstiger geliehen werden.

Schlechte Beratung kann der Branche teuer zu stehen kommen

Bausparen setzt eine professionelle Beratung voraus, welche auf die individuellen Wünsche und Ziele des Kunden eingeht. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der jeweilige Bausparvertrag am tatsächlichen Bedarf des Bausparers vorbei geht. Umso alarmierender fällt in diesem Zusammenhang die Untersuchung der Stiftung Warentest aus. Danach lässt die Beratung bei Bausparkassen oftmals stark zu wünschen übrig. Im Test hatten sich 18 von 22 Bausparkassen mindestens eine Fehlberatung geleistet. Nahezu jede vierte Beratung wurde mit mangelhaft bewertet. Weil im Laufe eines Gesprächs die Wünsche des Kunden oft auf der Strecke bleiben würden, kann von persönlicher Beratung keineswegs die Rede sein. In vielen Fällen war die Darlehens- oder Sparrate schlichtweg zu hoch. Jede fünfte Finanzierung war überteuert. Das Ergebnis der Studie ist ein harter Schlag für die Branche und könnte das Vertrauen der Kunden nachhaltig beschädigen. Um es nicht soweit kommen zu lassen, kündigte der Verband der Privaten Bausparkassen eigene Untersuchungen an. Einige Bausparkassen werden derweil ebenfalls hauseigene Überprüfungen durchführen.

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