Girokonto: Deutsche sind Wechselmuffel

Hand auf Herz, wann haben Sie sich das letzte Mal über Ihre Hausbank geärgert? Viele Deutsche sind unzufrieden mit Ihrer Bank, bleiben ihr aber trotzdem treu.
Was paradox klingt, erklärt der Bundesverband der Verbraucherzentralen damit, dass die Wechselbarrieren zu hoch erscheinen und die Konditionen schwer vergleichbar seien. Wir geben nachfolgend Tipps für den persönlichen Girokonten-Check.

Die Deutschen sind eine sehr treue Nation, zumindest was ihre Girokontenverbindung angeht. Der Hauptwechselgrund ist nicht die Unzufriedenheit mit der Hausbank, sondern ein Wohnortwechsel. Wer in Hamburg aufgewachsen ist und sein Konto z.B. bei der HASPA (Hamburger Sparkasse) führt und nun beruflich nach Berlin umzieht, wird schnell merken, dass er bei der Berliner Sparkasse nur einen kleinen Teil der bisher gewohnten Serviceleistungen abrufen kann. Punktete die Sparkasse bisher mit räumlicher Nähe, wird daraus nun eine Distanzbeziehung, die nur noch übers Internet und ggf. über Call-Center weitergeführt werden kann. Kommen dann noch monatliche Gebühren hinzu, ist für viele der Zeitpunkt gekommen, über einen Wechsel aktiv nachzudenken.

Worauf sollten Sie beim Wechsel der Kontoverbindung achten?

1.) Der administrative Aufwand

Die meisten Menschen scheuen eienen Wechsel der Kontoverbindung, weil sie Angst vor dem Aufwand haben, der damit verbunden ist. Und das nicht ohne Grund, schließlich kommen die folgenden Punkte auf einen zu:

– neue EC-Karte mit neuer Geheimnummer
– neue Kreditkarte mit neuer Geheimnummer
– Daueraufträge müssen neu anleget werden
– bei Lastschrifteinzügen sind die Einzieher über die neuen Daten zu informieren
– bei anderen Bankverbindungen (Tagesgeld, Onlinebroker etc.) muss das Referenzkonto geändert werden und ggf. neu bestätigt werden (PayPal)
– Briefpapier muss angepasst werden

Hinzukommt eine nicht zu unterschätzende Zahl an Korrespondenz, Kontounterlagen etc. die bewertet und abgelegt/abgeheftet werden muss. Dieser Aufwand erscheint auf den ersten Blick sehr hoch und macht einen Wechsel unattraktiv. Die meisten Banken bieten einen Kontowechselservice an. Hier werden automatisch Daueraufträge kopiert und das Konto nach Abbuchungen durchforstet, um dann automatisiert Meldungen an die Einzieher zu versenden, dass sich die Kontoverbindung geändert hat. Da dies auf jeden Fall eine gute Unterstützung bietet, sollte bei der Auswahl des neuen Girokontos darauf geachtet werden, dass die neue Bank einen Wechselservice anbietet. Handelt es sich um eien Filialbank sollte man sich den Umfang des Wechselservices erläutern lassen.

2.) Die Konditionen

Eigentlich sind die Leistungen und Konditionen des Girokontos überschaubar. Trotzdem stellt die Verbraucherzentrale fest, dass sehr viele an dem Vergleich der Leistungen scheitern. Worauf kommt es beim Vergleich der Leistungen an?

Wie hoch sind die monatlichen Gebühren des Kontos? Hier gibt es i.d.R. drei Modelle

  • das Konto ist kostenlos: der beste Fall. Es ist ledihglich zu prüfen, ob die kostenlose Führung an Bedingungen geknüpft ist. Zu nennen sind hier der regelmäßige Gehaltseingang oder die Bevorzugung von bestimmten Personengrupppen wie Studenten, Auszubildenden, Jugendlichen etc.
  • das Konto kostet pauschal einen monatliche Gebühr. Mit dieser monatlichen Pauschale sind alle Leistungen des Kontos abgegolten
  • die monatliche Gebühr des Kontos setzt sich aus einer fixen und variablen Komponente zusammen. Variabel Gebühren entstehen über die Anzahl an Buchungsposten.

Wie hoch sind die Sollzinsen bei einer Überziehung des Kontos?

Es ist ganz normal, dass ein Girokonto temporär im Minus steht. Die Frage ist, wie hoch sind die Zinsen, die Sie dafür an die Bank entrichten müssen. Hier muss zwischen dem normalen Dispozins und der gedulteten Überziehung unterschieden werden. Der normale Dispozins ist der auf dem Girokonto eingeräumte Überziehungsspielraum, i.d.R. beträgt dieser das Dreifache des Gehaltseingangs.

3. Die Leistungen des Kontos

Welche Möglichkeiten gibt es zur Bargeldversorgung?

Ein ganz wichtiges Thema ist die Versorgung durch Geldautomaten. Wer an einem Geeldautomaten abhebt, der nicht zur eigenen Gruppe gehört, kann mitunter saftige Gebühren zahlen. Je nach Institut stehen die folgende Anzahl an Automaten zur Verfügung:
a.) Sparkassen: Die Gruppe der Sparkassen verfügt über das dichteste Netz an Geldautomaten. Dazu zählen ca. 27.000 Geldautomaten.
b.) Volks- und Raiffeisenbanken: diese unterhalten zusammen ca. 20.000 Geldautomaten. Achtung: die Sparda Banken gehören nicht zu dieser Gruppe.
c.) Cash Group: Zusammenschluss der Privatbanken und der Postbank. Diese kommen zusammen auf ca. 9.000 Geldautomaten
d.) Cash Pool: zusammenschaluß der Sparda Banken, Targobank, Santander und weiterer kleinerer Institute. ca. 3.000 Geldautomaten

Einige Direktbanken wie die ING-DiBa und die DKB verfolgen ein ganz anderes Modell. Da sie keiner der oben genannten Gruppen angehören, bieten sie ihren Kunden die Möglichkeit, über eine Kreditkarte Bargeld abzuheben. Dies ist dann z.B. bei der DKB weltweit kostenfrei. In der Vergangenheit gab es jedoch Fälle, in denen Sparkassen ihre Automaten für Verfügungen über diese Karten sperren liessen.

Gibt es eine Guthabenverzinsung? Wenn ja, wie hoch ist diese?

Guthabenverzinsung auf dem Girokonto ist eher die Ausnahme. Insbesondere in der derzeitigen Niedrigzinsphase. Doch die DKB bietet derzeit tatsächlich eine Guthabenverzinsung von 1,05% p.a. an.

Gibt es noch weitere Kontoinklusivleistungen?

Dazu zählt in erster Linie die Versorgung mit einer Kreditkarte wie MasterCard und VisaCard. Hier stellt sich die Frage, ob diese Karten in dem Angebot inkludiert sind oder eine separate Jahresgebühr kosten. Ist letzteres der Fall, ab welchem Umsatz werden die Kosten für die Kreditkarte zurückerstattet?
Weitere Inklusivleistungen könnten sein: Treuepunkte, Kooperationen mit regionalen Dienstleistern etc.

Online-Banking und mobiler Zugang

Ein funktionales Online-Banking, welches sich technisch und von der Usability auf der Höhe der Zeit befindet, setzen wir voraus. Doch wie steht es um die Sicherheit des Online-Bankings? Welche TAN-Verfahren werden angeboten. Üblich sind iTAN, mTAN und HBCI-Banking (mit einem kleinen Kartenlesegerät bzw. mit Tokengernerator). Wer häufig unterwegs ist, schätz den mobilen ZUgang per Smartphone-App. Hat das zur Auswahl stehende Institut eigene Apps und wenn ja, für welches Smartphone (Android, iOS und ggf. Windows)?

Diese Punkte sollten bei einem Wechsel des Girokontos abgeklopft und je nach persönlichen Bedarf gewichtet werden. Wer den administrativen Aufwand nicht scheut, kann über die Lebensdauer des Girokontos leicht einige hundert wenn nicht gar tausend Euro sparen.

Von der parallelen Anlage mehrerer Girokonten raten wir ab. Sämtliche Girokonten werden auch bei der SCHUFA gespeichert. Weil i.d.R. jedes Girokonto mit einem Kreditrahmen versehen ist, wird dies bei der SCHUFA entsprechend bewertet.

Ergänzende Informationen:
Verschiedene Girokonten im Test
Übersicht über die unterschiedlichen Geldautomaten-Gruppen
Geldautomaten-Preisradar

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Kommentare

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Ein Kommentar zu “Girokonto: Deutsche sind Wechselmuffel”

  1. Philip sagt:

    Vielen ist gar nicht klar, worauf bei einem Wechsel des Girokontos geachtet werden muss, da sind solche Informationen wie hier doch immer sehr hilfreich und vor allen Dingen auch nützlich. So bekommt man einen klaren Überblick über die Schritte, die unbedingt notwendig sind.

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