Nirgendwo in Deutschland verlieren die Menschen durch negative Realzinsen so viel Geld wie in Hessen: 552 Euro pro Kopf und Jahr beträgt der durchschnittliche Vermögensverlust dort durch Geldeinlagen, deren Verzinsung unterhalb der Inflationsrate liegt.
Auf den Plätzen zwei und drei folgen Baden-Württemberg mit 542 sowie Bayern mit 486 Euro Pro-Kopf-Verlust. Dies sind Ergebnisse der Regionalauswertung des aktuellen comdirect Realzins-Radars.
Deutsche verlieren 1,9 Prozent ihres Einkommens durch Inflation
Auch im Verhältnis zum Einkommen liegen die Hessen an der Spitze. Jeder Bundesbürger verliert durch den negativen Realzins im Schnitt 1,9 Prozent seines Einkommens. Bei den Hessen sind es 2,5 Prozent. Dass gerade sie mit ihrer Nähe zum Finanzstandort Frankfurt so hohe Verluste verzeichnen, überrascht. Allerdings gibt es nachvollziehbare Gründe für dieses Phänomen. Denn einerseits liegt das Bundesland bei der jährlichen Sparleistung pro Kopf mit 2.600 Euro in der Spitzengruppe. Und andererseits haben die hessischen Sparer mit einer der höchsten Inflationsraten in Deutschland zu kämpfen.
Insgesamt zeigt der Realzins-Radar beim Pro-Kopf-Verlust und beim Vermögensverlust im Verhältnis zum Einkommen ein Nord-Süd-Gefälle: So verlieren Sparer in Sachsen-Anhalt jährlich nur 1,1 Prozent ihres Einkommens oder 211 Euro pro Kopf. Das ist nicht einmal halb so viel wie in Hessen, Baden-Württemberg oder Bayern. Ähnlich sieht es in Thüringen (262 Euro Pro-Kopf-Verlust), Niedersachsen (277 Euro) oder Bremen (280 Euro) aus. Einzig Hamburg fällt mit einem Pro-Kopf-Verlust von 458 Euro aus dem Rahmen.
Gerade für langfristig orientierte Sparer führt daher beim langfristigen Vermögensaufbau an Wertpapieren kein Weg vorbei. Trotzdem scheuen viele Anleger davor noch zurück.
Großteil der Deutschen kümmert sich nicht um Finanzen
Dazu passt, dass sich 58 Prozent der Deutschen nicht oder nur wenig um die eigenen Finanzen kümmern. Dabei gaben 37 Prozent der Befragten an, dass sie sich mit ihren Finanzen nur soweit es nötig ist auseinandersetzen, 16 Prozent interessiert das Thema hingegen gar nicht – sie überprüfen lediglich ihren Kontostand regelmäßig. Fünf Prozent überlassen es ihrem Partner oder jemand anderem, ihre Finanzen zu regeln. Immerhin vier von zehn Deutschen (41 Prozent) gaben an, dass sie sich sehr für das Thema interessieren und sich regelmäßig mit ihren Finanzen beschäftigen.
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